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Philosophische Argumente für die Existenz Gottes

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Warum sollte man denken, dass Gott existiert? Skeptiker verlangen oft, dass Theisten schlüssig beweisen sollen, dass Gott existiert, bevor einer von uns daran glauben kann. Aber nur, weil ich einen Skeptiker nicht davon überzeugen kann, dass Gott existiert, heißt das noch nicht, dass ich nicht wissen kann, dass Gott existiert. Gott kann sich Menschen auf vielerlei Arten offenbaren, wobei es manchmal keine Argumente braucht. Zum Beispiel gibt der Heilige Geist selbst dem Geist der Christen Zeugnis, dass wir Gottes Kinder sind (Römer 8,16). Und Gott kann auch die Erkenntnis über Ihn entziehen (Römer 1,18-32). Ich muss kein Debattier-Profi sein, damit Gott sich mir hinreichend offenbart, sodass ich wissen kann, dass Er existiert.1

In Wirklichkeit gibt es überhaupt keinen schlüssigen Beweis, im Sinne eines Arguments, das alle überzeugt. Kein Argument kann Menschen dazu zwingen, zu glauben. Menschen sind keine Roboter, die rein logisch funktionieren; sie haben Vorurteile, Erfahrungen und Vorlieben, die Einfluß darauf haben, wie wir Argumente wahrnehmen. Man denke beispielsweise an den scharfen Kontrast zwischen C.S. Lewis, einem ehemaligen Atheisten, der später die Philosophie des Idealismus übernahm, und Antony Flew, einem hartgesottenen evidentialistischen Philosophen. Lewis wurde durch das „moralische Argument“ [wird weiter unten erläutert - Anm. d. Übersetzers] von Gottes Existenz überzeugt, welches zeigt, dass Gott das moralische Ideal ist: „Es ist wichtiger, dass der Himmel existiert, als dass wir dorthin kommen.“2 Flew wies dieses Argument von Lewis ab, obwohl er später auf Grund des Design-Arguments den Deismus annahm. Er vertrat einen „überzeuge mich mit klaren Beweisen“-Standpunkt (eine Position, die er offensichtlich nie aufgegeben hatte).

Aber wenn es nach obigem Verständnis keine schlüssigen Beweise für die Existenz Gottes gibt, welchen Sinn haben dann Argumente für die Existenz Gottes? Die Antwort ist: Wenn ein Argument stichhaltig ist, wirkt es wie ein Hinweisschild auf Gott! Dabei gilt: Schilder können nur sehr begrenzt Information weitergeben, und man muss sie aufmerksam lesen und dann darauf reagieren. Jemand, der ein Stoppschild ignoriert oder ein Geschwindigkeitsbegrenzungsschild falsch liest, wird dementsprechend handeln. Seine Reaktion kann sogar desaströse Folgen haben. Aber das ist kaum die Schuld des Hinweisschildes! Genauso müssen auch Argumente für die Existenz Gottes nicht alles über Gott aussagen. Und genauso wenig können wir jemanden dazu zwingen, sie zu lesen und richtig zu reagieren. Alles, was sie anbieten ist eine öffentliche Verlautbarung, dass der Glaube an Gott vernünftig ist. Und alles, was wir tun können, ist, die Hinweisschilder wahrheitsgemäß darzustellen. Wir pflanzen und begießen, aber nur Gott kann das Gedeihen geben (1. Korinther 3,7).

Deshalb sei darauf hingewiesen, dass die folgenden Argumente genau in diesem Sinne dargelegt werden. Sie sind keine schlüssigen Beweise, sondern Hinweisschilder, die auf Gott hinweisen und die zumindest zeigen, dass der Glaube an ihn vernünftig, wenn nicht sogar rational zwingend ist.

Das moralische Argument, oder: Können wir ohne Gott gut sein?

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Moralische Werte und Pflichten drängen sich uns jeden Tag auf. Zum Beispiel wissen praktisch alle, dass es objektiv böse ist, Babys einfach aus Spaß zu foltern, und dass Mitleid für die Hilflosen objektiv gut ist. Und wer das nicht so sieht, wird von uns bereitwillig als abnormal bezeichnet (z.B. als Soziopath [eine sozial gestörte Persönlichkeit - Anm. d. Übersetzers]). Warum ist das aber so? Warum gibt es überhaupt Moral? Die beste Erklärung dafür ist Gott. Gott ist der ultimative Maßstab für das Gute, und alle Moralvorstellungen werden an seinem Charakter gemessen und durch seine Gebote festgelegt. Nichts anderes, weder Evolution, Menschen in ihrer Begrenztheit, oder moralische Tatsachen an sich, liefern eine hinreichende Grundlage für moralische Werte, Pflichten und Verantwortlichkeit. Wir können dieses Argument folgendermaßen formulieren:

  1. Wenn Gott nicht existiert, dann existieren keine objektiven moralischen Grundsätze.
  2. Objektive moralische Grundsätze existieren.
  3. Folglich existiert Gott.3

Das kosmologische Argument, oder: Am Anfang…

Am Anfang… war was? In 1. Mose 1,1 heißt es: „Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.“ Aber warum sollte das wahr sein? Zuallererst: Nichts fängt an zu existieren, ohne eine Ursache zu haben. Das ist ein grundlegendes Prinzip von Wissenschaft und Vernunft. Alles, was wir sehen und einen Anfang hatte, braucht irgendeine Ursache. Aber wir wissen auch, dass das Universum einen Anfang hatte. Denn die Gesetze der Thermodynamik implizieren unmissverständlich, dass das Universum einen Anfang hatte [die für Arbeit verfügbare Energie nimmt ständig ab; wäre das Universum ewig, gäbe es keine für Arbeit verfügbare Energie mehr; folglich kann das Universum nicht ewig sein, sondern hatte einen Anfang - Anm. d. Übersetzers]. Und ein unendlicher Regress von sekundären Ursachen kann ebenfalls nicht existieren, denn es kann mathematisch gezeigt werden, dass dies zu Absurditäten führen würde! Das bedeutet aber, dass das Universum selbst eine Ursache hatte. Was könnte die Ursache für das Universum sein? Das Universum besteht nur aus Raum, Zeit und Materie, also kann die Ursache nicht in diesen Dingen liegen [Ursache und Wirkung müssen getrennt, Anm. d. Übersetzers]. Und sie muss mächtig genug sein, ein Universum zu verursachen! Die einfachste Lösung ist eine ewige, nicht materiegebundene, nicht verursachte Ursache. Wie aber kann ein zeitlicher Effekt [wie es die Erschaffung des Universums war – Anm. d. Übersetzers] von einer ewigen Ursache stammen? Die Antwort ist: Die Ursache muss einen freien Willen gehabt haben, um zu erschaffen; mit anderen Worten, die Ursache muss eine Person sein. Also ist die einfachste Ursache für das Universum eine einzige, persönliche, ewige, nicht materiegebundene, nicht verursachte Ursache – das klingt sehr nach Gott! Wir können dieses Argument wie folgt formulieren:

  1. Alles, was einen Anfang hat, hat eine Ursache.
  2. Das Universum hatte einen Anfang.
  3. Folglich hat das Universum eine Ursache.4

Das Kontingenz5-Argument, oder: Warum gibt es überhaupt irgendetwas?

Warum gibt es überhaupt irgendetwas? Die Frage basiert auf dem Prinzip, dass alles einen Grund hat, warum es existiert. Welche Gründe könnten das sein? Es gibt nur zwei grundlegende Möglichkeiten: Etwas könnte durch etwas Anderes begründet sein, oder aber es kann auf Grund seiner eigenen Natur heraus existieren.

Nun, könnte das Universum nicht auch ohne einen Grund existieren? Und falls ja, warum sollte das nur für das Universum gelten? Die Größe spielt ja keine Rolle. Wenn wir das Universum durch ein Buch ersetzen würden, das die Größe des Universums hätte, würde das Buch immer noch einen Grund dafür benötigen, warum es da ist. Das Universum auch. Wenn wir aber beim Universum eine Ausnahme machen würden, gäbe es keinen Grund, nicht auch für andere Dinge eine Ausnahme zu machen. Aber kein vernünftiger Mensch glaubt, dass Enten, Sterne und Stühle ohne Grund existieren könnten! Stellen wir uns einmal vor, was mit der Wissenschaft passieren würde, wenn wir dieses Prinzip akzeptieren würden. In der Wissenschaft geht es darum, Erklärungen für alle möglichen Dinge zu finden. Wenn aber einige Dinge keine Erklärung haben, wie könnten wir dann wissen, ob die Wissenschaft auf sie zutrifft oder nicht? Wir wären überhaupt nicht in der Lage, Wissenschaft zu betreiben! So viel zum Thema Atheismus als Freund der Wissenschaft.

Warum existiert das Universum also? Es muss ja überhaupt nicht existieren. Es besteht aus Dingen, die nicht unbedingt existieren müssen! Es könnte beliebig viele Universen, oder gar keines geben. Und doch existiert das Universum. Falls es also einen Grund dafür gibt, warum das Universum existiert, welcher wäre das? Der Grund ist, weil Gott es erschaffen hat.

Beachten Sie, ich sagte: „…falls das Universum einen Grund hat zu existieren, dann ist dieser Grund Gott“. Atheisten werden entgegenhalten: „Aber falls der Atheismus wahr ist, dann gibt es für das Universum keinen Grund, zu existieren.“ Das ist genau der Punkt! Wenn sie sagen „falls der Atheismus wahr ist, gibt es keinen Grund, warum das Universum existiert“, dann ist auch folgende Aussage wahr: „falls das Universum einen Grund hat, warum es existiert, ist der Atheismus unwahr.“ Und warum wäre der Atheismus unwahr, falls es einen Grund für die Existenz des Universums gibt? Ganz einfach: Gott ist der Grund, falls es einen gibt.6

Aber wenn alles einen Grund hat, warum es existiert, und der Grund, warum das Universum existiert, Gott ist, dann existiert Gott. Die ultimative Antwort, warum es überhaupt etwas und nicht nichts gibt, ist Gott. Wir können dies wie folgt zusammenfassen:

  1. Alles hat einen Grund, warum es existiert – entweder durch die Notwendigkeit der eigenen Natur, oder weil es durch etwas Anderes begründet ist.
  2. Falls das Universum einen Grund hat, warum es existiert, dann ist es Gott, der der Grund dafür ist.
  3. Das Universum existiert.
  4. Daher ist Gott der Grund für die Existenz des Universums.
  5. Folglich existiert Gott.7

Das Design-Argument, oder: Die Anwendbarkeit von Mathematik in der Wissenschaft

Warum ist die Mathematik so ein nützliches Werkzeug in der Wissenschaft? Die Natur scheint in der Sprache der Mathematik geschrieben zu sein. Was für ein Glücksfall!8 Zumindest, wenn Gott außen vor bleibt.

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Aber ist es wirklich wahrscheinlich, dass die Anwendbarkeit von Mathematik in der Wissenschaft nur reines Glück ist, wenn Gott nicht existiert? Immerhin ist es sehr schwierig, sich eine in sich stimmige Welt ohne grundlegende Mathematik wie z.B. 2 + 3 = 5 vorzustellen. Doch es ist nicht elementare Mathematik, bei der es den Anschein hat, dass Mathematik und Wissenschaft rein zufällig zueinander passen. Vielmehr sind es komplexe mathematische Konzepte wie imaginäre Zahlen, Tensorrechnung und Hilbert-Raum. Viele dieser Konzepte haben keine physikalische Entsprechung (wie z.B. der Hilbert-Raum). Aber sie sind von entscheidender Bedeutung, denn sie beschreiben, wie die Natur funktioniert. Sogar wenn die physikalische Welt mathematisch sein müsste, erklärt das nicht, warum die spezielle komplexe Mathematik, die wir verwenden, funktioniert, um die physikalische Welt zu beschreiben.

Könnten denn mathematische Strukturen die physikalische Welt verursachen? Nur, wenn sie Dinge ins Dasein rufen könnten. Aber ist z.B. das Objekt „5“ die Ursache dafür, dass meine Hand 5 Finger hat? Das ergibt überhaupt keinen Sinn! Die Zahl „5“ beschreibt, wie viele Finger meine linke Hand hat; sie verursacht nicht deren Existenz. Mathematische Objekte – falls es sie überhaupt gibt – verursachen gar nichts.

Könnte das Universum dann aber vielleicht eine mathematische Struktur sein? Der Physiker Max Tegmark glaubt genau das.9 Aber er liefert uns auch gewichtige Gründe, seine Ansicht abzulehnen:

Meine verrückt klingende Überzeugung … macht uns zu Teilen eines riesigen mathematischen Objekts mit einem Bewusstsein von uns selbst. … Damit werden letztlich vertraute Begriffe wie Zufall, Komplexität und sogar Veränderung zu Illusionen degradiert…5

Tegmarks Glaube klingt verrückt, weil er verrückt ist. Er zwingt uns dazu, fast alle grundlegenden menschlichen Erfahrungen als Illusion zu betrachten! Jedes Argument für diese Denkweise wird immer Voraussetzungen benötigen, die weniger überzeugend sind als unsere Überzeugung, dass unsere Erfahrungen real sind. Es ist vernünftiger zu glauben, dass das Universum eine mathematische Struktur hat. Das bedeutet wenigstens nicht, dass wir in einer mathematischen Matrix leben! Wir halten fest: selbst wenn mathematische Objekte real sind, können sie nicht aus sich selbst erklären, warum die Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben ist.

Was aber, wenn mathematische Strukturen gar nicht existieren? Abgesehen von der Existenz Gottes wird das Problem noch schlimmer. Denn die Anwendbarkeit der Mathematik in der Wissenschaft wurde von uns entdeckt. Wir haben sie nicht erfunden! Die Natur ist tatsächlich in der Sprache der Mathematik geschrieben, ganz unabhängig von uns. Aber wenn mathematische Objekte keine Erklärung sind, und wir es auch nicht erklären können, und es darüberhinaus auch kein Zufall ist, warum ist dann die Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben? Die Antwort ist: Es war ein transzendenter Geist. Mit anderen Worten, Gott. Wir können das Argument wie folgt zusammenfassen:

  1. Wenn Gott nicht existiert, dann ist die Anwendbarkeit von Mathematik auf die physische Welt nur ein Zufall.
  2. Die Anwendbarkeit der Mathematik auf die physische Welt ist nicht einfach nur ein Zufall.
  3. Daher existiert Gott.10

Dies ist nur eines von vielen verschiedenen Design-Argumenten. Einige konzentrieren sich auf die Feinabstimmung des Universums für das Leben oder die Entstehung des Lebens, oder die Entstehung von biologischen Strukturen oder den Ursprung des Bewusstseins. Im Artikel Erschaffen oder Entstanden? finden Sie einen Überblick zu Design-Argumenten und auf creation.com finden Sie generell viele Beispiele für Design in der Natur, die auf den Gott der Bibel hinweisen.

Das ontologische11 Argument, oder: Es gibt nichts Größeres als Gott

Seit Anselm von Canterbury als erster seine Version im 11. Jahrhundert vorstellte, sind ontologische Argumente Grundlage vieler Diskussionen gewesen. Sie beruhen auf zwei grundlegenden Ideen. Die erste kommt von Anselm selbst – Gott ist „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“. Mit anderen Worten, es ist definitionsgemäß nichts Gleichwertiges oder Größeres denkbar als Gott. Die zweite Idee ist: wenn es möglich ist, dass Gott existiert, dann muss er existieren. Gott kann nicht einfach nur so existieren, denn eine Teilbedeutung von „Gott“ ist ein notwendigerweise existierendes Wesen. Entweder muss Gott also existieren, oder er kann nicht existieren.

Wie sehen nun diese Argumente aus? Hier ist ein Beispiel:

  1. „Das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ (d. h. Gott) existiert vielleicht. (Prämisse)
  2. Angenommen, es besteht die Möglichkeit, dass Gott nicht existiert. (Annahme)
  3. Ein Wesen, dem es unmöglich ist, nicht zu existieren, ist größer als ein Wesen, dem es möglich ist, nicht zu existieren. (Prämisse)
  4. Wenn „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“, die Möglichkeit hat, nicht zu existieren, dann ist es nicht „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ (folgt aus (3)).
  5. Aber das ist ein Widerspruch.
  6. Darum hat „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“, d. h. Gott, nicht die Möglichkeit, nicht zu existieren.

Was hat das alles zu bedeuten? Zuerst steht das Postulat, dass Gott möglicherweise existiert. Dann die Annahme, dass Gott nicht existiert. Aber was bedeutet es dann, dass es nichts Denkbares gibt, das gleichwertig oder größer wäre als Gott? Denken wir einmal an die Art und Weise, wie Dinge existieren können: Etwas kann entweder nicht anders, als zu existieren (d.h. es existiert notwendigerweise), oder aber es hat auch die Möglichkeit, nicht zu existieren (d.h. es existiert bedingt). Was ist höherwertig? Notwendige Existenz, nicht wahr? Nun wenden wir das auf Gott an. Gibt es die Möglichkeit, dass Gott nicht existiert, wenn es nichts Denkbares gibt, das gleichwertig oder größer wäre als Gott? Natürlich nicht. Warum? Wenn er die Möglichkeit hätte, nicht zu existieren, dann könnte Gott nicht „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ sein. Und das ist Unsinn! Es gibt per Definition nichts Denkbares, das gleichwertig oder größer wäre als Gott. Daher führt die Annahme, dass Gott nicht existiert, zu einem Widerspruch (vorausgesetzt, dass Gott möglicherweise existiert). Da es definitionsgemäß gar nichts denkbar Größeres oder Gleichwertiges wie Gott gibt, muss er in der größtmöglichen Weise existieren, falls er überhaupt existiert. Das ist notwendige Existenz. Aber wenn Gott notwendigerweise existiert, dann existiert er tatsächlich.

Viele betrachten dies nur als einen sprachlichen Trick. Aber es ist kein Trick. Die Aussage „es gibt nichts denkbar Größeres oder Gleichwertiges wie Gott“ hat zur Folge, dass es unmöglich ist, dass Gott nicht existiert. Aber die beiden Aussagen bedeuten nicht dasselbe. Menschen denken oft, dass „Gott“ einfach ein schlüssiges Konzept ist, ohne zu erkennen, dass Gott existieren muss. Diese Argumente können uns dabei helfen, das zu erkennen. Die Schlussfolgerung ist implizit in den Prämissen enthalten, aber das gilt für jedes gültige deduktive Argument.

Kritiker sagen auch oft, dass ähnliche Argumente für jedes notwendigerweise existierende Wesen gefunden werden könnten. Anders ausgedrückt meinen sie, dass, wenn etwas notwendigerweise existieren könnte, es auch notwendigerweise existieren muss. Das ist eine gültige Argumentation. Sie beruht darauf, zu zeigen, dass andere notwendigerweise existierende Wesen möglich sind. Aber das würde höchstens zeigen, dass Gott nicht das einzige notwendigerweise existierende Wesen ist. Das ist aber für die hier verwendete Version des ontologischen Arguments nicht einmal relevant! Die hier verwendete Version verwendet die Größe von notwendiger Existenz (im Vergleich zur o.a. kontingenten Existenz) um zu zeigen, dass Gott existieren muss. Wenn es andere Dinge gibt, die existieren müssen, muss Gott immer noch größer sein als diese.

Alternativ könnte der Kritiker sagen, dass „das, über das hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ widersprüchlich sei, wie die Vorstellung eines verheirateten Junggesellen. Dies ist wahrscheinlich der „beste“ Einwand von allen, weil er sich am einfachsten nachvollziehen lässt. Aber achten wir darauf, wozu er den Atheisten zwingt: Er muss nicht nur sagen, dass Gott nicht existiert, sondern dass die ganze Vorstellung, dass Gott existieren könnte, widersprüchlich sei. Das auszusprechen, ist einfach. Aber wie will man so einen Anspruch verteidigen? Das ist alles andere als einfach!

Es gibt gute Gründe zu glauben, dass es Gott gibt. Zum Beispiel veranlassen uns die anderen der bislang aufgeführten Argumente zu glauben, dass es zumindest möglich ist, dass Gott exisitiert. Atheisten haben Jahrtausende lang ebenfalls versucht, einen klaren Widerspruch für die Existenz Gottes zu finden, und sind gescheitert. Schon alleine die Vorstellung über ein Wesen, das möglicherweise nichts Größeres oder Gleichwertiges zulässt, führt zu einer plausiblen Möglichkeit der Existenz Gottes.12

Anselm glaubte, in dem ontologischen Argument einen schlüssigen Beweis für Gott gefunden zu haben. Aber das ist es nicht. Es ist schwer zu verstehen. Und es ist nicht auf Anhieb klar, dass die Aussage „Gott existiert nicht“ notwendigerweise falsch ist. Aber es kann denen helfen, die geneigt sind zu denken, dass Gott möglicherweise existiert, ihre Zweifel zu zerstreuen. Und selbst Atheisten kann es helfen, ihnen den intellektuellen Preis für die Ablehnung der Möglichkeit der Existenz Gottes zu zeigen.13

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Das Wunder-Argument: Jesu Auferstehung

Jesus lehrte mit einer einzigartigen Ausstrahlung von göttlicher Autorität. Er behauptete, Sünden vergeben zu können. Er sagte, dass das ewige Schicksal davon abhängt, ob man ihm nachfolgt. Er sprach Wahrheiten aus, basierend auf seiner eigenen Autorität („Wahrlich, wahrlich, ich sage euch…“). Er behauptete, Herr über den Sabbat zu sein (Markus 2,27). Sein Lieblingstitel, mit dem er sich selbst bezeichnete („Sohn des Menschen“, ein Begriff aus Daniel 7,13-14) enthüllte auch, dass er sich selbst für den Erben von Gottes ewigem Reich hielt! Jesus hinterließ den deutlichen Eindruck, dass in seiner eigenen Person der Gott Israels endlich nach Zion zurückkehrte, um sein Reich zu gründen. Und dies war auch der klare Eindruck, den er bei seinen frühesten Anhängern hinterließ, wie man z.B. nachlesen kann in Jakobus 2,1; Johannes 1,1; Römer 10,9-13 und Markus 6,45-53.14

Aber warum sollte man so ausgefallenen Behauptungen glauben? Jesus sagte mehrmals, dass er getötet werden und dann von den Toten auferstehen würde (z. B. in Matthäus 12,38-40 und Markus 8,31). So würde Gott ihn bestätigen, war Jesus überzeugt. Wenn seine Behauptungen wahr wären, würde seine Auferstehung das verifizieren. Jesus sollte auferstehen, um angeblich nie wieder zu sterben. Das wäre ein Wunder, das nur der Herrscher des Kosmos, d. h. Gott selbst, vollbringen könnte.

Sind denn Wunder überhaupt möglich? Ein Wunder ist nichts anderes als ein historisches Ereignis mit einer übernatürlichen Ursache. Wir haben kein Problem, auf unsichtbare Dinge wie Quarks oder antike Handwerker zu schließen, um gewisse Beobachtungen zu erklären. Wunder sind nur dann problematisch, wenn wir unsere Auswahl von möglichen Ursachen auf natürliche Ursachen beschränken, bevor wir die Beweislage prüfen. Aber warum beschränken wir uns so, insbesondere wenn eine übernatürliche Ursache die beste oder gar einzige Erklärung der Beweislage ist?

Welche Beweise gibt es für die Auferstehung Jesu? Zunächst: Jesus ist gestorben. Es gibt keine Auferstehung, wenn niemand gestorben ist! Jesu Tod durch Kreuzigung ist besser überliefert, als so ziemlich jedes historische Ereignis der Antike. Es kommt überall im Neuen Testament und bei den Apostolischen Vätern vor. Und er wird von Josephus, Tacitus und Plinius dem Jüngeren erwähnt, um nur einige außer-christliche Quellen zu nennen.

Zweitens haben wir eine kirchliche Tradition bezüglich der Auferstehung, die etwa drei Jahre nach Jesu Tod begann, siehe 1. Korinther 15,3-8. Sie bezeugt mehrfache Erscheinungen Jesu vor Einzelpersonen und Personengruppen in einer Vielzahl von Konstellationen. Paulus schrieb darüber ungefähr 25 Jahre nach Jesu Tod und sagte: „Als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe“. Er muss diese Botschaft von den Aposteln erhalten haben, mit deren Botschaft er in Vers 11 auch seine eigene Verkündigung gleichsetzt. Zum ersten Mal traf er die Apostel etwa 3 Jahre nach seiner Bekehrung (Galater 1,19-20), welche ihrerseits etwa drei Jahre nach Jesu Tod geschah.15

Drittens war Jesu Grab leer. Alle Evangelien bezeugen dies (explizit) und auch 1. Korinther 15 (implizit). Sogar die Gegner der Gemeinde setzen dies in ihrer alternativen Erklärung voraus, wenn sie behaupten, dass die Jünger den Körper Jesu gestohlen hatten (Matthäus 28,11-15). Selbst wenn Matthäus seinen Feinden die Worte in den Mund legte, ist es nicht sinnvoll, sie zugeben zu lassen, dass das Grab leer war, wenn es nicht wirklich leer war.

Viertens waren die ersten Augenzeugen für das leere Grab und für die Auferstehung Frauen, und das hat die Kirche nicht verheimlicht. Das Zeugnis von Frauen war nämlich im 1. Jahrhundert nichts wert, daher hatten die frühen Christen allen Grund, dieses Detail wegzulassen. Noch weniger sinnvoll ist es, eine „plausible“ Lüge mit Frauen als primären Zeugen zu beginnen! Deshalb ist es nicht einleuchtend, die Auferstehungsgeschichten des Evangeliums als Legenden abzutun, da sie alle mit Frauen als Zeugen beginnen.

Fünftens glaubten die Jünger tatsächlich, dass der auferstandene Jesus ihnen erschienen sei. Sie hatten es nicht erwartet, ihr Anführer war tot. Ein gekreuzigter Messias war ein Widerspruch in sich. In der jüdischen Tradition gab es einfach überhaupt keinen Hinweis darauf, dass im Lauf der Geschichte ein Menschvon den Toten auferstehen würde, um ewig zu leben. Und wenn die Behauptung eine Lüge war, mussten die Apostel es gewusst haben. Doch die meisten von ihnen haben für diese Behauptung gelitten, und viele starben sogar deswegen. Warum würde eine ganze Reihe Jünger für eine Lüge sterben, die sie selbst erfunden hatten?

Schließlich glaubten Paulus und Jakobus, der Bruder Jesu, an die Auferstehung Jesu, obwohl sie skeptisch waren, bevor Jesus ihnen erschienen war. Die Brüder Jesu glaubten vor seinem Tod nicht an ihn (Johannes 7,5), aber Jakobus wurde zum Anführer in der Jerusalemer Gemeinde und wurde schließlich für seinen christlichen Glauben gefoltert, weil „er [Jesus] dem Jakobus“ erschienen war (1. Korinther 15,7). Paulus hatte versucht, die Gemeinde zu zerstören, aber nachdem er, wie er überzeugt war, eine Begegnung mit dem auferstandenen Jesus gehabt hatte, wurde er der größte Missionar der christlichen Gemeinde und am Ende auch ein Märtyrer. Warum sollten Skeptiker zum Vorteil der Gemeinde lügen, geschweige denn für ihre zentrale Botschaft sterben?

Keine Erklärung kann für all diese Tatsachen herhalten, ebenso wenig wie für die Behauptung Jesu, er sei fleischgewordener Gott, außer, dass Gott tatsächlich Jesus von den Toten auferweckt hat.

Wir können dieses Argument wie folgt zusammenfassen:

  1. Es gibt eine Reihe solider Fakten über das Schicksal Jesu: Sein Tod durch Kreuzigung, das leere Grab, seine Erscheinungen nach seinem Tod und der echte Glaube der Jünger an seine Auferstehung.
  2. Diese Fakten werden am besten durch die These „Gott hat Jesus von den Toten auferweckt“ erklärt.
  3. Wenn Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, dann existiert der von Jesus offenbarte Gott.
  4. Daher existiert der von Jesus offenbarte Gott.16,17

Mehr Argumente für die Existenz Gottes!

Dies sind nur einige Beispielargumente für die Existenz Gottes. Weitere könnten angeführt werden.18 Gott hat viele Hinweise über sich selbst offenbart, sowohl in der Schöpfung als auch in seinem Erlösungsplan, sodass der Glaube an ihn vernünftig ist. Diese Argumente können uns helfen zu erkennen, wie Gott sich offenbart hat. Aber wie viele Argumente wir auch immer anführen, sie können die Menschen nicht zwingen, zu glauben; Gott muss an den Herzen der Menschen arbeiten. Und Gott interessiert sich nicht einfach nur für Menschen, die lediglich glauben, dass Er existiert. Wenn Er nur daran interessiert wäre, hätte er es noch deutlicher machen können, als es schon ist! Er will vielmehr, dass wir ihm durch seinen Sohn vertrauen und ihn lieben. Und die Beweislage, die Gott zur Verfügung gestellt hat, reicht allemal dafür aus.

Literaturangaben

  1. Mehr Informationen finden Sie im Artikel Agnosticism. Zurück zum Text.
  2. Lewis, C.S., Surprised by Joy, Harper Collins, London, p. 245, 2002. Zurück zum Text.
  3. Mehr zu diesem Argument finden Sie in den Artikeln: Can we be good without God?, Atheism—no objective morality?, Bomb-building vs the biblical foundation, The creation basis for morality, What is ‘good’? Zurück zum Text.
  4. Mehr zu diesem Argument finden Sie hier: Who created God?, Does the universe need a cause?, Physicists: The universe had a beginning, If God created the universe, then who created God?, Did God create time?, Has the universe always existed?, In the beginning God created—or was it a quantum fluctuation?, Could God cause the beginning of the universe? Zurück zum Text.
  5. „Kontingenz“ bedeutet die Nicht-Notwendigkeit alles Bestehenden. Zurück zum Text.
  6. Gibt es aber einen Grund, warum Gott existiert? Ja, in der Tat: Gott ist natürlicherweise notwendig – aufgrund seiner eigenen Natur kann er unmöglich NICHT existieren. Zurück zum Text.
  7. Diese Argumentation stammt von Craig, W.L., On Guard, David, C. Cook, Colorado Springs, CO, S. 54, 2010. Siehe auch Kumar, S. und Sarfati, J., Christianity For Skeptics, Creation Book Publishers, Atlanta, GA, S. 17–19, 2012. Zurück zum Text.
  8. Wigner, E., The Unreasonable Effectiveness of Mathematics in the Natural Sciences, in: Communications in Pure and Applied Mathematics 13(1), John Wiley & Sons, New York, 1960; www.dartmouth.edu/~matc/MathDrama/reading/Wigner.html. Zurück zum Text.
  9. Tegmark, M., Is the Universe Made of Math? www.scientificamerican.com, 10 January 2014. http://www.scientificamerican.com/article/is-the-universe-made-of-math-excerpt/. Zurück zum Text.
  10. Die Formulierung im Original und die Verteidigung dieses Arguments findet sich in Craig, W.L., God and the ‘Unreasonable Effectiveness of Mathematics’, Christian Research Journal 36:31–35, 2013. Zurück zum Text.
  11. „Ontologisch“ bedeutet die Lehre des Seins betreffend. Zurück zum Text.
  12. Siehe Maydole, R.E., The ontological argument; in: Craig, W.L. (Ed.), The Blackwell Companion to Natural Theology, Kindle Locations 15314–15325, John Wiley & Sons Ltd, Chichester, United Kingdom, 2009 (Kindle edition). Eine hilfreiche Auslegung von Maydoles Argument der modalen Perfektion findet sich hier: Miller, C., Robert Maydole’s Modal Perfection Argument, www.calumsblog.com/apologetics/arguments-for-gods-existence/modal-perfection-argument/, aufgerufen am 23. Juni 2016. Der entscheidende Aspekt in diesem Zusammenhang ist der erste Schritt von Maydoles Argument, in dem die Möglichkeit eines übergeordneten Wesens dargelegt wird (d. h. eines Wesens, zu dem es nichts Gleichwertiges oder Größeres gibt). Zurück zum Text.
  13. Mehr zu diesem Thema finden Sie auf unserer entsprechenden Fragen und Antworten Seite. Mehr zum ontologischen Argument finden Sie hier: Questioning God’s many attributes, If God can do anything, then can He make a being more powerful than Himself?, Process theism, Does God’s foreknowledge entail fatalism?, What is ‘good’? (Answering the Euthyphro Dilemma), Is God ‘simple’?, Does God depend on logic to exist? Zurück zum Text.
  14. Mehr Informationen finden Sie im Artikel Is Jesus really God? (Ist Jesus wirklich Gott?). Zurück zum Text.
  15. Siehe den Artikel Easter’s earliest creed für weitere Informationen. Zurück zum Text.
  16. Diese Zusammenfassung stammt aus Craig, W.L., Does God Exist? www.reasonablefaith.org, aufgerufen am 23. Juni 2016. Zurück zum Text.
  17. Weitere Informationen finden Sie im Artikel Did Jesus Christ really rise from the dead? Zurück zum Text.
  18. Siehe z. B. Gibt es einen Gott? und Atheismus. Zurück zum Text.